Reiseplanung
Vorab – Es ist keine gute Idee, mitten im Sommer, im August, eine Rundreise durch Tunesien zu planen. Gerade im Süden ist es einfach viel zu heiß!!! Wir haben unsere Erfahrungen von Reisen durch heiße Länder wohl etwas überschätzt 😊
Wir, mein Mann und ich, haben schon etliche Länder auf fast allen Kontinenten besucht. Dieses Mal hatten wir nur 12 Tage im Sommer und haben überlegt, wo wir noch nicht waren und was nicht so weit entfernt liegt. So sind wir auf Tunesien gekommen. Warum erst jetzt? Ehrlich gesagt, war mein Bild von Tunesien getrübt durch die Vorstellung als Billig-Pauschalreiseland mit den Zielen Djerba, Hammamet und Monastir. Dementsprechend waren wir von der Schönheit und Vielfalt Tunesiens mehr als überrascht. Busladungen voller Pauschaltouristen sind wir nicht begegnet.
Unser Plan war es, in den Norden Tunesiens nach Tunis zu fliegen und uns eine Woche lang ohne Mietauto Richtung Süden zu bewegen. In Monastir wollten wir unser Mietauto abholen und eine Runde weiter in den Süden bis zur Wüste zu drehen, um dann von Monastir zurückzufliegen.
Tunis
Ich mag eigentlich keine großen Städte, aber von Tunis war ich begeistert. Zugegeben, wir haben uns fast nur in der Medina aufgehalten, die als eine der schönsten Altstädte der arabischen Welt zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Aber dort wohnen auch heute noch 20.000 Menschen. Übernachtet haben wir mitten in der Medina, im Dar Ben Gacem Mahia mit wunderbarem Innenhof und Zimmern sowie einer Dachterrrasse mit überwältigendem Blick auf die Altstadt. Die Medina lebt von ihren verwinkelten Gassen und überdachten Souks. Auf jeden Fall einen Besuch wert!
Karthago
Von Tunis aus empfiehlt sich ein Ausflug zum nächsten UNESCO-Kulturerbe – Karthago. Bereits 814 v. Chr. von den Phöniziern erbaut, wurde es nach mehreren Kriegen 146 v. Chr. von den Römern komplett zerstört. 100 Jahre später bauten die Römer auf den Resten ihr Karthago, welche die Hauptstadt der römischen Provinz Africa wurde und mit ca. 300.000 Einwohnern zu den bedeutendsten Städten des Mittelmeerraumes gehörte. Nach dem Verfall des römischen Reiches wurde Karthago im 7. Jh. von den Arabern wiederum zerstört. Karthago als Stadt gibt es jedoch heute noch bzw. wieder. Die verbliebenen Reste des römischen Karthagos liegen weit voneinander entfernt. Wir hatten die Idee, uns mit dem Taxi zum alten punischen Hafen fahren zu lassen und weitere archäologische Sehenswürdigkeiten zu Fuß zu erkunden. Dazu war es jedoch zu heiß, wie wir feststellen mussten. Zum Glück fanden wir einen sehr netten Taxifahrer, der uns für den Rest des Tages zur Verfügung stand und uns zu den wichtigsten Schauplätzen fuhr, inklusive des – im Gegensatz zu den verschiedenen Stätten Karthagos – touristisch gut gefüllten Bilderbuchdorfes Sidi Bou Said.
Sousse
Von Tunis kann man problemlos in knapp zwei Stunden mit dem Zug nach Sousse fahren. Das touristische Zentrum von Sousse ist die Medina, in der wir wieder übernachteten (wunderschön: Dar Lekbira Boutique Hotel). Sie ist geprägt von den verschiedenen Souks. Sind diese geschlossen, ist es herrlich ruhig. Obwohl die Medina nicht sehr groß ist, kann man sich in den verwinkelten Gassen leicht verlaufen. Geht man immer bergan, gelangt man zur Festung, dem ältesten islamischen Bauwerk der Stadt. Von dort hat man einen tollen Blick über Sousse bis zum Meer.
Als Dar wird übrigens ein Stadthaus mit einem Innenhof, der von einem Säulengang umgebenen ist, bezeichnet. Häufig tragen davon unabhängig Hotels diesen Namen.
Von Sousse geht es problemlos mit der Bahn weiter nach Monastir bzw. zum Flughafen von Monastir, wo wir unseren Mietwagen abholten.
Mahdia
Mit dem Mietwagen fuhren wir zur kleinen Küstenstadt Mahdia. Eigentlich wollten wir dort baden, aber die komplett vermüllten Strände haben uns davon abgehalten. Schön ist es, durch die Medina zu bummeln, die als eine der ursprünglichsten Tunesiens gilt und auf einer Halbinsel liegt. Eine Wanderung um die Halbinsel an der Küstenstraße entlang ist ebenfalls sehr interessant. Ein riesiger Friedhof mit Tausenden von weißen Grabsteinen erstreckt sich den Hügel bis zum Meer hinunter. Außerdem gibt es Überreste eines phönizischen Hafenbeckens und einen Leuchtturm am Cap Afrique.
El Djem
Auf unserer Fahrt in den Süden mussten wir einen Zwischenstopp in El Djem einlegen. Dort sind die Ruinen eines riesigen römischen Amphitheater zu sehen, welches das größte in Afrika ist und oft mit dem Kolosseum in Rom verglichen wird. Es liegt inmitten der Stadt und ist wirklich atemberaubend. Im Sommer werden dort Konzerte veranstaltet, was sicherlich besonders eindrucksvoll ist. Auch hier war es übrigens angenehm leer.
Tamezret
Ging es bisher an der Mittelmeerküste entlang, führte unsere weitere Reise ins Landesinnere. Dort erwarteten uns am und im Dahar-Gebirge eine wüstenähnliche Landschaft mit Berberdörfern, unterirdischen Wohnkammern und Speicherburgen. Tamezret und im speziellen das wunderschöne Dar Ayed (mit Pool, toller Aussicht und leckerem Essen) galt uns als Basislager für die Touren durchs Gebirge. Einen Tag lang fuhren wir mit dem Auto durch die Wüste und sahen abseits der Dörfer kaum Autos oder Menschen.
Douz
Douz ist das Tor zur Wüste. Von hier aus kann man kurze oder auch mehrtägige Ausflüge in die Sahara unternehmen. Wir beschränkten uns auf einen Kamelritt zum Sonnenuntergang. Es ist unvorstellbar, wie schnell man aus der Stadt tatsächlich so weit kommt, dass man nur noch Wüste um sich sieht. Der Wüstensand ist so fein, dass er selbst durch Plastetüten rinnt!
Donnerstags findet in Douz der größte Wochenmarkt Südtunesiens statt. Wir waren besonders gespannt auf den dazugehörigen Viehmarkt. Leider waren bis auf ein paar Ziegen schon fast alle Tiere verkauft, als wir ihn endlich gefunden hatten.
Im Dezember findet bereits seit 1910 in Douz das mehrtägige internationale Sahara-Festival statt, wo sich Menschen aus dem ganzen Magreb treffen, um das kulturelle Erbe der Berber zu feiern. Es gibt Kunst, Musik, Pferde- und Kamelrennen, traditionelle Hochzeiten und natürlich kulinarische Köstlichkeiten. Es muss sehr beeindruckend sein.
Touzeur
Vom heißen Douz fährt man durch den Chott el-Djerid, einem riesigen Salzsee, in das noch heißere Touzeur. Die Oasenstadt gilt als schönste Tunesiens. Sie ist bekannt für ihre Ziegelbrennereien und die braunen Lehmziegel, die als Fassade für viele Häuser dienen. Auch hier hatten wir wieder Glück mit unserer Übernachtung im Dar Saida Beya. Allerdings war es auf der Dachterrasse selbst bei Dunkelheit noch so heiß, dass wir den Rest des Abends im Zimmer verbrachten.
Star Wars Canyon
Zwischen Tozeur und dem Chott el-Djerid liegt der sogenannte „Star Wars Canyon“. Hier wurden viele Szenen der Star Wars Filme, aber auch anderer Filme, wie bspw. „Der englische Patient“ gedreht. Selbst wenn man auf dem großen Parkplatz, der zum Glück leer war, vor ihm steht, erahnt man nicht die Größe des Canyons, der sich einem urplötzlich eröffnet. Und je weiter man an seinem Rand entlang geht, um so spektakulärer werden neue Ausblicke. Leider können Fotos diese Eindrücke nicht im Ansatz vermitteln.
Fazit
Tunesien haben wir als ein wundervolles, abwechslungsreiches Land voller Kultur, netter Menschen und leckerem Essen kennengelernt. Viele Regionen konnten wir aufgrund des Zeitmangels nicht besuchen. Dies werden wir sicher in Zukunft tun, jedoch nicht wieder im Sommer.
Lust auf Tunesien? Schau unter Individualreisen Afrika oder Kleingruppenreisen Afrika, ob etwas für Dich dabei ist.
